Die zwei Seiten des Nervensystems: Sympathikus und Parasympathikus
Unser Nervensystem besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Während der Sympathikus unser System aktiviert, uns auf Herausforderungen vorbereitet und Stressreaktionen auslöst („Kampf-oder-Flucht-Modus“), sorgt der Parasympathikus für Entspannung, Regeneration und Heilung. Dieser „Ruhe-und-Verdauungs-Modus“ ist essenziell für unsere körperliche und mentale Gesundheit.
In der heutigen Gesellschaft sind viele Menschen jedoch fast dauerhaft im sympathischen Modus gefangen – das bedeutet ständige Anspannung, ein hoher Cortisolspiegel und ein Nervensystem, das kaum noch in die Entspannungsphase zurückkehrt. Unsere Erfahrung mit Hypnose und Hypnocoaching zeigt, dass viele Menschen Entspannung und mentale Ruhe erst wieder erlernen oder gezielt trainieren müssen. Ein dauerhaft überaktiver Sympathikus kann langfristig zu Schlafproblemen, chronischem Stress, Verdauungsbeschwerden und einem geschwächten Immunsystem führen. Hypnose ist eine der effektivsten Methoden, um gezielt den Parasympathikus zu aktivieren und eine tiefgehende Erholung zu ermöglichen.
Wissenschaftliche Hintergründe: Wie Entspannung das Nervensystem beeinflusst
Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das Nervensystem durch Hypnose gezielt beeinflusst werden kann. Hypnose beeinflusst die Gehirnwellen. Sobald der Körper in einen tiefen Entspannungszustand eintritt, verändern sich die Gehirnwellen: Beta-Wellen (aktive Wachzustände) weichen Alpha-, Theta- und Delta-Wellen, die mit tiefer Entspannung, Meditation und erholsamem Schlaf verbunden sind.
Studien belegen, dass regelmäßige Tiefenentspannung die Produktion von Stresshormonen senkt und gleichzeitig Glückshormone wie Serotonin und Oxytocin erhöht werden. Dadurch verbessern sich nicht nur das allgemeine Wohlbefinden und die Stressresistenz, sondern auch das Immunsystem wird gestärkt. Besonders beeindruckend ist, dass Menschen nach einer geführten Hypnose oft einen messbar niedrigeren Blutdruck und eine entspanntere Herzfrequenz aufweisen. Die beruhigende Wirkung der Hypnose kann somit langfristig die körperliche und mentale Gesundheit fördern.
Hypnose und das Nervensystem: Eine wissenschaftlich fundierte Verbindung
Hypnose und Hypnocoaching nutzen gezielte Suggestionen, um das Unterbewusstsein anzusprechen und Körper und Geist in einen tiefen Ruhezustand zu versetzen. Dabei werden neuronale Schaltkreise aktiviert, die für Entspannung und Wohlbefinden verantwortlich sind.
Forschungsergebnisse zeigen, dass während einer Hypnose:
- Der Vagusnerv wird stimuliert, was eine beruhigende Wirkung auf den gesamten Organismus hat. Der Vagusnerv spielt eine zentrale Rolle bei der Stärkung von Selbstheilungskräften.
- Das Gehirn produziert vermehrt Theta- und Delta-Wellen, die für tiefe Entspannung und Regeneration stehen.
- Die Atmung verlangsamt sich, was wiederum den Parasympathikus aktiviert und den Körper in einen tiefen Zustand der Entspannung versetzt. Dies führt zu einer verbesserten Sauerstoffversorgung und einer Reduzierung von Stressreaktionen im gesamten Organismus.
Fazit: Hypnose als Tor zu innerer Ruhe
Das Nervensystem ist die Grundlage für unser Wohlbefinden – und Hypnose bietet eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, es zu regulieren. Durch die gezielte Aktivierung des Parasympathikus kann der Körper regenerieren, Gedanken kommen zur Ruhe und der gesamte Organismus kann in einen Zustand tiefster Entspannung eintreten.
Ob zur Stressbewältigung, für besseren Schlaf oder um innere Ruhe zu finden – Hypnose ist wissenschaftlich fundiert und ein effektives Werkzeug, um den hektischen Alltag hinter sich zu lassen und in einen Zustand der vollkommenen Erholung einzutauchen. Denn wahre Entspannung ist das harmonische Zusammenspiel von Körper und Geist.
Quellen:
(1) Sarah Karrasch, Walter Bongartz, Anja M. Gumpp, Iris-Tatjana Kolassa (2021): Die Wirkung von Hypnose auf Parameter des Immunsystems. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 2021 50:1, 1-9. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1026/1616-3443/a000605
(2) Halsband, Ulrike. (2009). Neurobiologie der Hypnose. DOI 10.1007/978-3-540-68549-4_66.
(3) Y. Farahzadi, Z. Kekecs (2021): Towards a multi-brain framework for hypnosis: a review of quantitative methods. American Journal of Clinical Hypnosis. Pages 389-403. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1080/00029157.2020.1865129
(4) U. Halsband, T. G. Wolf (2021): Current neuroscientific research database findings of brain activity changes after hypnosis. American Journal of Clinical Hypnosis. Pages 372-388. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1080/00029157.2020.1863185