Es gibt sie in fast jedem Unternehmen: Menschen mit eher geringer sozialer Kompetenz, die – bewusst oder unbewusst – ihre Kollegen provozieren und damit den Arbeitsalltag und den Unternehmenserfolg erheblich stören können. Stress, Frust und Resignation im Job sind nicht selten die Folge von zwischenmenschlichen Problemen – denn wo viele unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinandertreffen, lassen sich Konflikte kaum vermeiden.
Am Arbeitsplatz sollte eine sachliche Atmosphäre herrschen. Jedoch ist das in den seltensten Fällen Realität. Jeder Mensch besitzt eine Gefühlsebene mit Emotionen, Gedanken, Absichten, Bedürfnissen, Ängsten und Blockaden, die sich nicht einfach abstellen lassen. So kommt es immer wieder zu einer Vermischung dieser persönlichen und der sachlichen Ebene.
Provokationen spielen sich immer auf der Gefühlsebene ab: Sie entspringen der Gefühlswelt des Provozierenden und treffen auch das Gegenüber immer auf der Gefühlsebene. So kannst du intelligent auf Provokationen im Job reagieren:
Gelassenheit üben
Es lohnt sich, echte Gelassenheit zu üben. Nur nach außen hin souverän zu wirken, während in deiner Innenwelt ein Gefühlssturm tobt, ist nicht besonders nachhaltig. Der Punkt kommt, an dem der Stress überhand nimmt und die Fassade zusammenbricht. (1)
Es macht einen grossen Unterschied im Umgang mit Provokationen, ob du nur gelassen wirkst oder dich wirklich gelassen fühlst. Innere Ruhe und Selbstliebe sind die Schlüssel zu echter Gelassenheit und innerer Stärke. Wer mit sich selbst zufrieden und im Reinen ist, lässt sich nicht so leicht provozieren. Die Basis dafür bildet die Arbeit am eigenen Selbst: Das Erkennen und Loslassen von begrenzenden Gedankenmustern und das Anerkennen der eigenen Stärken und Schwächen. Innere Ruhe kannst du mit der Selbsthypnose lernen. Die Selbsthypnose hilft dir, negative Gedanken aufzulösen. Immer wieder.
Nicht persönlich nehmen
Ein wichtiger Schritt im intelligenten Umgang mit Provokationen ist es, sie nicht persönlich zu nehmen. Sei dir darüber bewusst, dass sie in der Gefühlswelt des anderen entstehen und nur seine Werte, Ansichten und Bedürfnisse spiegeln. Sie haben also nichts mit dir persönlich zu tun. Da der andere auf deine Emotionen abzielt, ist es eine Kunst nicht emotional sondern gelassen zu reagieren. Am besten ist es erst einmal nur wahrzunehmen, das provoziert wurde ohne darauf zu reagieren. Von hier aus kannst du überlegen was du erreichen willst: Das Gespräch fortführen? Aus der Situation herausgehen? Oder Grenzen setzen? (2)
Keine Reaktion zeigen
Hat ein Kollege in einem Meeting eine unpassende Bemerkung gemacht, kann es hilfreich sein, es einfach zu überhören und gar nicht darauf zu reagieren. Nicht zu reagieren kann in bestimmten Situationen durchaus angemessen und richtig sein, vor allem auch, wenn die Provokation nicht beabsichtigt stattgefunden hat.
Mit Humor nehmen
Eine andere Möglichkeit ist, mit Humor zu reagieren und deinem Kollegen zu zeigen, dass du seine Provokation nicht ernst nimmst. Humor hat oft zur Folge, dass die Provokationen nachlassen, da der Provokateur feststellt, dass er damit das erwünschte Ziel nicht erreicht. Meistens lockert Humor die Situation auf und ist gut geeignet, um auf eine Provokation zu reagieren. Selbstverständlich passt Humor nicht immer, denn es kommt ganz auf die geäußerte Provokation selbst an.
Exit-Strategie
Fühlst du dich getroffen oder gekränkt, kannst du das Gespräch beenden und aus der Situation herausgehen. Die Exit-Strategie bringt den Vorteil, dass du Abstand gewinnst und den Konflikt in Ruhe reflektieren kannst, bevor du darauf reagierst. Alternativ kannst du den Provokateur auch direkt konfrontieren und kommunizieren, dass du Floskeln oder Provokationen nicht duldest.
Fragen-Strategie
Eine besonders intelligente Strategie für den Umgang mit Provokationen ist das Nachfragen. Angreifer rechnen in der Regel nicht damit, dass sie sich plötzlich erklären müssen. Rückfragen auf Provokationen können auch präventiv wirken, denn der Provozierende wird beim nächsten Mal seine Bemerkung eventuell noch einmal überdenken. Und das Nachfragen hat noch einen weiteren Vorteil: Sollte die Provokation unbewusst geschehen sein, bekommt der Provokateur Gelegenheit zur Selbstreflektion.
Beispiele für Rückfragen auf Provokationen: „Wie meinen Sie das?“, „Was bedeutet das konkret?“, „Alles in Ordnung bei Ihnen?“. Scheue dich auch nicht, noch weiter nachzufragen falls dein Gegenüber ausweicht.
Quellen:
(1) Katja Niedermeier (2016): Gelassenheit im Job: Die Entdeckung der Leichtigkeit. C.H.Beck Verlag. ISBN: 978-3406690174.
(2) Meike Müller (2018): Lizenz zum Kontern: Rhetorische Selbstverteidigung im Job. Kindle Ausgabe, epubli, Auflage 1. ISBN 978-3737550758.
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