Trash-Filme – das sind eigentlich schlecht gemachte Filme, die sich hauptsächlich durch ihre amateurhafte Low-Budget-Produktion mit fraghaftem Plot auszeichnen und gewöhnlich ganz und gar nicht dem Geschmack des Ottonormal Kinogängers entsprechen. Oft sieht man dabei schlechte Schauspieler, unrealistische Kulissen, rohe Gewalt, viel Blut, schlechte Special-Effects und/ oder misogyne Sexszenen, während man den absurden Geschichten folgt. (1) (2) Die sogenannten B-Movies sind dabei keine Erfindung der Neuzeit. Einige Klassiker aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren schaffen es immer wieder in die Hitlisten. Vielleicht hast du schon einmal etwas von Sharknado (2013) oder Plan 9 aus dem Weltall (1959) gehört – zwei der beliebtesten Trash-Filme überhaupt.
Der Unterschied der beiden Filme liegt darin, dass Plan 9 aus dem Weltall, wie viele andere Trash-Filmklassiker, nicht willentlich als Trash-Film produziert wurde, während der moderne Trash-Film Sharknado mit Blick auf das Trash-Film-Genre gefilmt wurde. (2) Es scheint also in gewisser Weise ein Markt für B-Movies entstanden zu sein. Das bedeutet, dass in der Bevölkerung das Interesse besteht, neuen Trash zu konsumieren. Die billige Machart zieht ein Publikum an, das sich speziell an dieser Trash-Ästhetik ergötzt.
Beim Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik ging der Filmwissenschaftler Keyvan Sarkhosh diesem Phänomen mit einer Studie auf den Grund. Er kam zu dem Ergebnis, dass es sich bei Liebhabern von Trash-Filmen oft um überdurchschnittlich gebildete Cineasten handelt, die generell kulturell sehr vielfältig interessiert sind. Sarkhosh bezeichnet diese als “kulturelle Allesfresser”. (3)
Der Reiz der Trash-Filme liegt für diese Gruppe gerade in dem “Billigen” der Filme. Denn selbst Trash-Film-Liebhaber beschreiben Trash-Filme eindeutig mit diesem Adjektiv. Sie sehen sich die Low-Budget-Produktionen mit einem ironischen Blick an. Gerade diese Art von Film bietet etwas Unerwartetes und Neues, das sich im kommerziellen Mainstream Kino nicht mehr finden lässt, in dem sich actiongeladene Superhelden Verfilmungen, romantische Komödien und dramatische Independent-Filme nach dem immer gleichen Schema aneinanderreihen. Trash-Filme stechen aus dem Einheitsbrei hervor und scheinen deshalb besonders für Menschen mit großem Bildungsinput anziehend zu wirken – unterhaltend, amüsant und unerwartet. (2) (3) (4) Wer Trash-Filme liebt, ist also nicht zwangsläufig dumm – ganz im Gegenteil. Wenn du noch nie einen Trash-Film gesehen hast, dann kann sich eine kleine Reise ins Trash-Film-Universum also durchaus lohnen.
Quellen:
- MIP für Empirische Ästhetik: Grundbegriffe der Ästhetik. Trash als ästhetische Kategorie. Online verfügbar unter https://www.aesthetics.mpg.de/forschung/abteilung-sprache-und-literatur/grundbegriffe-der-aesthetik/projekte/trash-als-aesthetische-kategorie.html
- 3sat-Online (2017): Das ist doch nichts, wofür ich mich schämen muss. Keyvan Sarkhosh erklärt, was das Besondere am Trashfilm ist. Online verfügbar unter https://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/193911/index.html
- MIP für Empirische Ästhetik (2016): Aus Lust am filmischen Müll. Erste umfassende empirische Untersuchung zu Trash-Filmen und ihrem Publikum. Online verfügbar unter https://www.mpg.de/10673985/trash-filme-publikum
- Keyvan Sarkhosh, Winfried Menninghaus (2016): Enjoying trash films: Underlying features, viewing stances, and experiential response dimensions. Poetics 57, S. 40–54. DOI: 10.1016/j.poetic.2016.04.002