Anhand von Flugangst wird erklärt, wie Hypnose funktioniert und wie eine Flugangsthypnose verläuft. Im Hypnocoaching wird zusammen mit dem Hypnotisanden zuerst ein sogenannter „Wohlfühlort“ gesucht und dieser anschließend in Hypnose getriggert. Durch eine Berührung, beispielsweise an der linken Schulter, oder durch ein besonderes Wort („Strand“), ist es dem Hypnotisanden möglich, sofort durch den Trigger, wieder an den „Wohlfühlort“ zurückzukehren, sollte die Angst in der Hypnose zu unangenehm werden.
Bei Ängsten und Phobien werden bei einer Hypnose u.a. Techniken aus dem Neurolinguistischen Programmieren (NLP) eingesetzt. Eine bewährtes NLP Format ist die „Phobietechnik I“ (1). Der Hypnotisand soll sich vorstellen, dass er im Kino in einem bequemen Sessel sitzt. Er wird gebeten, dass er sich selbst auf der Kinoleinwand sehen möge. Ziel dieser dissoziativen Vorstellung ist, mögliche auftretende Ängste zu minimieren.
Bei sehr starken Ängsten, ist eine doppelte Dissoziation notwendig. Der Hypnotisand wird angehalten, dass er sich vorstelle, er schwebe im Kinosaal an der Decke. Hilfreich ist hier ein Hinweis, dass dies eine Phantasiereise ist, und die Vorstellung deshalb nicht zwingend rational oder logisch sein müsse. Er könne in seiner Phantasie durchaus an der Decke schweben und auf sich selbst hinab blicken. Durch die doppelte Dissoziation können Ängste noch stärker gemildert werden, als dies durch eine einfache Dissoziation möglich ist.
Nun stellt sich der Hypnotisand eine Situation vor, in welcher er die Flugangst wahrnehmen konnte. Zuerst soll er in seiner Vorstellung ein schwarz- weißes Standbild kreieren. Wenn keine Angst auftritt, geht man einen Schritt weiter. Es folgt ein Film seiner selbst in schwarz- weiß und anschließend farbig. Die erlebte Angstreaktion läuft wie ein Film im Kopf des Hypnotisanden ab. Stets ist dieser Beobachter bzw. Zuschauer seines eigenen Erlebens, seines eigenen „Films“ der vergangenen Ereignisse. Aufgabe des Hypnocoachs ist es, stets die Trancetiefen zu überprüfen und darauf zu achten, dass das Erleben des Hypnotisanden nicht zu unangenehm wird.
Diese Imaginationen werden einige Male wiederholt. Wenn die Szenen vollkommen angstfrei erlebt werden, kann sich der Hypnotisand vorstellen, im Sessel des Kinos zu sitzen und sich den Film erneut anzuschauen (einfache Dissoziation). Dies geschieht so lange, bis keinerlei Angst spürbar ist. Der Hypnotisand wird gebeten, den Film rückwärts laufen zu lassen. Er solle genau darauf achten, welche Bilder er sieht, welche Geräusche zu hören sind und wie das Gesagte der Menschen im Film rückwärts klingt. Durch die Rückwärtstechnik nimmt der Hypnotisand den Film oft als lustig wahr, da nun die rückwärts gesprochenen Worte durchaus erheiternd klingen können.
Nach einer erfolgreichen Implementierung der dissoziativen angstfreien Wahrnehmung, begibt sich der Hypnotisand selbst in den Film. Er verlässt seinen Kinosessel und steigt gedanklich in die Leinwand hinein. Auch hier wird der Film vorwärts und rückwärts erlebt. Stets sollen möglichst viele Sinne angesprochen werden: Was wird beobachtet, welche Geräusche und Gespräche werden gehört, existiert vielleicht ein ganz bestimmter Geruch zur Situation oder ein spezieller Geschmack? Wie fühlt sich der Boden unter den Füßen an? Zum Schluss wird in der Hypnose ein angstfreier Flug durchlebt. Der Hypnocoach erläutert das Geschehen von Beginn an.
In Hypnose kommen nicht nur Techniken aus dem NLP zum Einsatz. Je nach Trancetiefe können direkte Suggestionen, wie „du fühlst dich im Flugzeug vollkommen entspannt“ gegeben werden. Für direkte Suggestionen soll sich der Hypnotisand in tiefer Trance befinden, da der direkte Einfluss auf Emotionen hier am stärksten ist. Erfahrene Hypnocoaches testen die Trancetiefe während der Hypnose und führen das Hypnocoaching entsprechend der Trancetiefe fort.
Eigene Erfahrungen mit somnambulen Hypnotisanden (sehr tiefe Trance) zeigen, dass in tiefer Trance auch Gefühle des Glücks wirksam werden. Eine ehemalige Hypnotisandin berichtet, dass sie heute beim Fliegen freiwillig am Fenster sitzt, „Momente des Glücks“ über den Wolken empfindet, und sogar hin und wieder deshalb lachen muss. Das Fliegen ist für Sie inzwischen ein Vergnügen. Im Somnambulismus kann demnach also nicht nur direkt Einfluss auf Emotionen ausgeübt werden, es können diese auch mit einer speziellen Situation (im Flugzeug sitzen) verknüpft werden. Mit Hypnose kann eine Flugangst dauerhaft überwunden werden.
Quellen:
(1) Mohl, A. (2010): Der Zauberlehrling. Das NLP Lern- und Übungsbuch. Junfermann Verlag, Paderborn. 10. Auflage. S. 282 f.