Vor allem in der Zahnmedizin wird Hypnose heutzutage regelmäßig zur Schmerzkontrolle eingesetzt. Bei Patienten, die ohne starke Anästhesien kaum behandelbar wären, können unter Hypnose erfolgreich Behandlungen ohne Betäubungsspritze durchgeführt werden. Selbst Weisheitszahn Operationen verlaufen problemlos und mit deutlich weniger Blutungen. Nach dem Zahnarztbesuch wird weniger Schmerzmittel benötigt. Die Wunden heilen schneller. Sogar bei gastrointestinalen Endoskopien – die unter normalen Umständen ohne Vollnarkose nicht durchführbar wären – wird mittlerweile in einigen Praxen in Deutschland erfolgreich Hypnose statt Vollnarkose eingesetzt. Auch in der Geburtshilfe setzt sich Hypnose als schonende Alternative zu Schmerzmitteln und Narkosen immer mehr durch. (1) (2) (4)
Wie funktioniert Hypnose als Alternative zur Vollnarkose?
Um einen guten Verlauf der Hypnose zu gewährleisten, wird – wie bei der Narkose auch – zuerst ein Befund erstellt und der Patient über die Operation aufgeklärt. Das ist wichtig, um eventuelle Ängste und Vorbehalte aufzulösen.
Wer sich für Hypnose statt Narkose entscheidet, kennt sich bereits mit den Vorteilen der Hypnose aus und wurde wahrscheinlich schon öfter hypnotisiert. Spätestens vor der Operation werden bei allen Patienten Probehypnosen durchgeführt. Während der eigentlichen OP wird der Patient dann, je nach Bedarf, in eine leichte bis tiefe Trance versetzt. In diesem Zustand dringen Schmerzreize entweder gar nicht mehr ins Bewusstsein oder sie werden als nicht störend empfunden. Außerdem sind Ängste reduziert bzw. ausgeschaltet. Angst und tiefe Entspannung können rein physiologisch nicht nebeneinander existieren. Nach der OP wird der Patient wieder aus der Hypnose herausgeführt. Die Ausleitungsphase geht meist schneller als die Einleitung, geschieht aber auch sanft, um Nachwirkungen wie leichte Schwindelgefühle zu vermeiden. (2)
Vorteile von Hypnose vs. Vollnarkose
Der größte Vorteil, den die Hypnose als Ersatz für die Vollnarkose bietet, ist die geringere Belastung durch Medikamente für den Organismus, sowie das Ausbleiben von Nebenwirkungen, die durch die Narkosemittel hervorgerufen werden. Auch eine Beatmung entfällt, da Patienten unter Hypnose, im Gegensatz zur Narkose, selbstständig atmen. Außerdem sind Patienten unter Hypnose ansprechbar und können Anweisungen des Chirurgen folgen.
Weitere Vorteile sind eine geringere Blutung und eine messbar schnellere Wundheilung. Blutungen, während und nach der Operation, sind also reduziert und Patienten können zügiger entlassen werden, da die Heilung schneller verläuft. Hinterbliebene Narben verheilen meist besser und sind im Anschluss weniger sichtbar. (3)(4)
Wann darf nicht hypnotisiert werden?
Trotz all der Vorteile gibt es auch Kontraindikationen zu Hypnose. Wer sich für medizinische Eingriffe hypnotisieren lassen möchte, muss die Fähigkeit besitzen in Trance zu gehen. Grundlegend hat jeder Mensch die Fähigkeit in Hypnose zu gehen, allerdings variieren die Trancetiefen. Wird beispielsweise eine tiefe Trance (Somnambulismus) benötigt, muss man in der Lage sein, diese zu erreichen. Hier kannst du deine Fähigkeit in Hypnose zu gehen gleich testen und trainieren.
In jedem Trancezustand (leicht, mittel, tief) lassen sich andere Gehirnwellen in unserer Großhirnrinde messen. Diese bewegen sich in einem Bereich von 0,1 bis 100 Hz. Hier findest du eine Übersicht der Trancetiefen und Gehirnwellen. Informiere dich auch vorab über mögliche Gefahren der Hypnose. Denn einige psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Schizophrenie, schließen Hypnose als Ersatz für die Narkose gänzlich aus.
Fazit
Hypnose ist eine sanfte und sichere Alternative zur Vollnarkose und kann in vielen Fällen problemlos angewandt werden. Hypnose statt Narkose – vielleicht probierst du es selbst aus, wenn bei dir irgendwann eine Operation durchgeführt werden muss.
Quellen:
(1) W. Häuser, M. Hagl, A. Schmierer, E. Hansen (2017): Wirksamkeit, Sicherheit und Anwendungsmöglichkeiten medizinischer Hypnose. Eine systematische Übersicht von Metaanalysen.
(2) P. Burkhardt (2005): Hypnose und Hypnotherapie. 6 (1): 34-39. DOI: 10.1055/s-2004-834647. Online verfügbar unter https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2004-834647
(3) M. Hüttemann (2015): Einsatz von Hypnose statt Narkose. Online verfügbar unter https://m.thieme.de/viamedici/klinik-faecher-sonstige-faecher-1548/a/hypnose-3969.htm
(4) D. Revenstorf, P. Burkhardt (2015): Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin: Manual für die Praxis. 3. Auflage. Springer Verlag. ISBN-10:3642545769.